Zur Zeit mache ich mir viele Gedanken darum, wie ehrlich man in Rezensionen sein darf.
Natürlich macht die Ehrlichkeit die Rezensionen ja erst zu dem, was sie sind: Lesermeinungen. Bewertungen von Büchern. Und wir schreiben unsere Meinung zu Büchern, damit anderen vielleicht bei der Kaufentscheidung geholfen wird.
In letzter Zeit habe ich jedoch das Gefühl, dass viel geheuchelt wird. Nur, weil man ein Rezensionsexemplar vom Verlag bekommen hat, heißt das nicht, dass man es hoch loben muss, wenn es einem nicht gefallen hat. Die Verlage können ihr Angebot nur besser machen, wenn man ehrlich zu ihnen ist. Ich habe das schon öfters erlebt. Ein Buch wurde von den Bloggern hochgehypt. Man kann natürlich nie wissen, wie viele davon ihre wirklich ehrliche Meinung geschrieben haben, denn die Geschmäcker sind bekanntlich ja verschieden. Ich habe mir diese hochgehypten Bücher dann zugelegt – und letztendlich abgebrochen. Das ging absolut gar nicht!
Ich will jetzt aber auch nicht auf den Rezensionsexemplaren herumreiten. Das ist ein Thema für sich und das werde ich nicht öffentlich besprechen. Jedem das Seine, mir die Kekse!
Was mich hauptsächlich beschäftigt, sind die Autoren, die man kennt. Sei es durch Facebook oder auch privat. Mittlerweile gibt es so viele Autorinnen und Autoren, die man ganz automatisch über Facebook kennenlernt. Man kann jedoch nicht alle Bücher lesen. Aber was ist mit denen, die man liest? Kann man die Bücher immernoch genauso objekiv und sachlich beschreiben, wie wenn man die Autorin oder den Autor nicht persönlich kennt?
Ich merke das selbst. Mittlerweile habe ich sogar ein wenig Angst, die Bücher zu lesen. Was, wenn sie mir nicht gefallen? Und ich es der Autorin oder dem Autor sagen muss? Denn die Autoren sind mittlerweile relativ abhängig von den Rezensionen, es ist ja schließlich Werbung. Eine Rezension wird oftmals schon erwartet, wenn man als Bloggerin ein Buch liest. Doch wie wird die betreffende Person auf die Kritik reagieren?
Man nehme nur das Beispiel eines hoch sensiblen Herren, der sich durch eine Begründung, warum sein Buch abgebrochen wurde, in seiner ganzen Existenz verletzt gefühlt hat. Ich gebe ganz ehrlich zu, dass das einer der Gründe ist, warum ich einfach nicht mehr alles lese.
Auch wenn mir ein Buch einer mir bekannten Autorin besonders gut gefallen hat, tue ich mich mit der Rezension sehr schwer. Ich möchte meine Gefühle und Eindrücke möglichst ehrlich und ausdrucksstark herüber bringen, jedoch nicht übertrieben. Es soll auch nicht wie eine Gefälligkeitsrezension aussehen. Wenn es Kritikpunkte gibt, dann versuche ich sie schonend, aber doch ehrlich rüberzubringen. Aber mal ganz ehrlich – würde man sich bei der Rezension genauso viel Mühe geben, wenn es ein Starautor geschrieben hat, der außerhalb jeder Reichweite existiert? Ich versuche immer wieder, alle gleich zu behandeln. Und eins sei gewiss: meine Leserinnen und Leser werden von mir IMMER eine ehrliche Meinung hören!
Aber was passiert, wenn der Autorin oder dem Autor eine Meinung mal nicht gefällt? Darf er oder sie sich das Recht anmaßen, die Rezensentin zu bedrängen? Darf er oder sie einfach verlangen, dass die Rezension ins positive gekehrt und negative Aspekte einfach unterschlagen werden? Viele Rezensenten mögen in solchen Situationen nachgeben und dem Autoren oder der Autorin den Gefallen tun.
Ich jedoch nicht. Ich stehe zu meiner Meinung und lasse mir von niemandem mehr vorschreiben, was ich wie zu bewerten habe. Kann Kritik nicht sogar besser machen?