Je länger ich mich mit der Bloggerszene beschäftige, desto offensichtlicher wird es. Umso mehr Blogs aus dem Boden schießen, desto größer wird die Rivalität innerhalb der Szene.
Während ich immer wieder der Meinung bin, dass man gemeinsam so viele tolle Dinge erreichen und lustige Aktionen durchführen kann, wenden sich die Blogger immer mehr voneinander ab. Egal, was man durchführt, meist erhält man nur Absagen oder gar Sprüche von wegen “sie haben es nicht nötig”. Doch ich glaube nicht, dass man mit dieser Arroganz viel erreichen kann. Mag sein, dass so mancher Blog, der sich allein durch den Buchmarkt kämpft, gut angesehen und beliebt ist, aber sind wir nicht im Grunde auch eine Gemeinschaft, ein Teil einer Gruppe?
In der heutigen Zeit werden die Blogger zu einem immer wichtigeren Werkzeug. Gerade kleinere Autoren, die nicht bei einem großen Verlag untergebracht sind, bei jemandem unter Vertrag stehen, der sie nicht promotet, oder sogar Autoren, die ganz ohne Verlag dastehen und selbst publizieren, sind auf die Rezensionen und Aktionen der Blogger angewiesen. Blogger, die Rezensionen schreiben, bedeuten Werbung. Durch die Rezensionsexemplare fallen natürlich trotzdem Kosten an, aber viele Blogger kaufen sich ihre Bücher selbst. So entstehen den Autoren und Verlagen weniger Kosten, als wenn sie eine Werbeagentur beauftragen und die Reichweite ist dadurch deutlich weiter gefächert.
Doch nicht jeder Blogger erreicht ein großes Publikum, was durch eine gemeinsame Zusammenarbeit natürlich schon eher möglich ist. Zu einigen Büchern gab es mittlerweile sogenannte “BlogTouren”, bei denen ein Buch für einen bestimmtem Zeitraum vorgestellt wird. Jeden Tag werden andere Details zum Buch auf einem anderen Blog vorgestellt. Dadurch erhalten genau diese Blogs eine Menge Aufmerksamkeit und wohlmöglich auch neue Leser. Und Leser sind bekanntlich sehr wichtig, da keiner nur für sich schreiben möchte.
Ab und an bilden sich auch Bloggruppen, die sich zu einer gemeinsamen Seite zusammen schließen. Jeder veröffentlicht seine Sachen weiterhin auf seinem eigenen Blog, zusammen mit den Rezensionen der anderen werden diese jedoch auch auf einem gemeinsamen Portal veröffentlicht. Genau auf diesem Prinzip basieren u.a. auch die Phantastikinsel oder fictionfantasy.de. Diese beiden Portale sind durchaus bereit, auch gemeinsame Sache zu machen, doch wie ich schon des öfteren gehört habe, sind nicht alle Rezensionsportale so gut aufeinander zu sprechen.
Aber ist es nicht schwachsinnig, zwischen solchen Seiten eine Art Rivalität zu bilden? Sollte man sich nicht eher gemeinsam unterstützen?
An solchen Punkten hört für mich das Verständnis auf. Und auch auf der Autorenseite läuft nicht immer alles so glimpflich ab, wie man denkt. Dazu möchte ich euch heute einige Gastbeiträge präsentieren:
Meiner Erfahrung nach sind Neid und Missgunst gerade unter Jung- und Erstautoren nichts ungewöhnliches. Solange alle auf einer Stufe stehen, herrscht einhelliger Kameradschaftsgeist. Man unterstützt sich großzügig, ob nun mit Tipps, motivierendem Zuspruch oder gegenseitiger Bewerbung. Wagt es aber jemand, den Kopf auch nur ein klein wenig aus der Masse emporzurecken, ist der Schulterschluss oft schnell vergessen. Denn wie kann es bitteschön sein, dass das Buch eines „Wegbegleiters“ positivere Bewertungen bekommt oder mehr Leser findet als das eigene? Wo das eigene Werk doch eindeutig besser geschrieben ist und obendrein spannender, unterhaltsamer, einzigartiger, literarisch anspruchsvoller und so weiter und so fort.
Nicht selten wird daraufhin dem „Emporkömmling“ die kalte Schulter gezeigt. Vorbei sind die Zeiten der gegenseitigen Unterstützung, dafür wird nun hinter vorgehaltener Hand über die unredlichen Methoden und die allgemeine Ungerechtigkeit gelästert, spitze Kommentare und Andeutungen werden in öffentlichen Gruppen gepostet oder kleine Gemeinheiten in persönlichen Nachrichten versteckt. Aber auch von regelrechten Kampagnen gegen Autoren und deren Bücher habe ich schon gehört.
Sieht man sich dieses Verhalten an, könnte man denken, Leser wären monogam. Haben sie sich erst einmal für ein Buch entschieden, geben sie einem anderen keine Chance mehr. Aber glaubt mir: der Trend geht eindeutig zum Zweitbuch und anstatt einem Kollegen kleine Erfolge zu missgönnen, könnte man auch versuchen, daraus zu lernen.
[Autor bleibt anonym]
Das Internet ist ein großer Spielplatz, jedenfalls kommt es mir manchmal so vor. Wir können uns hier tummeln und taumeln, man kann sich hier super aus dem Weg gehen, es ist überhaupt gar kein Problem. So akzeptiere ich auch jeden, der sich im Internet ausbreitet und vielleicht Dinge postet auf Facebook oder sonst irgendetwas tut, was ich nicht machen würde – hey, das Internet ist groß genug … Bitte, ich kann drüber weg lesen. Mit zunehmender Vernetzung in der Internetwelt, ist es allerdings so, dass ich immer wieder Rivalitäten zwischen verschiedenen Nutzergruppen, seien es Blogger oder beispielsweise Autoren, beobachte, die ich nicht verstehen kann und die mir letztlich auf den Keks gehen. Lieber lese ich zum zehntausendsten Mal, dass einem die neue Facebook-Chronik nicht gefällt, als dass knallharte “Auslösch”-Manöver unter Bloggern/Autoren gestartet werden, die – entschuldigt – nicht nur niveaulos, sondern durchaus rufschädigend für beide Seiten und kindisch sind.
Autoren stoßen auf Autoren und… Krieg
Das Schreiben ist Grundbaustein der Literatur. Es ist Kultur, die verbinden soll, die allerdings keinen Hass schüren soll. Gerade in den Zeiten des Internets, in denen junge Autoren sich im Web bewegen, Kontakte knüpfen und/oder auf digitale Weise ihr Glück versuchen, geraten die Parteien gegeneinander. Autoren und Autoren können harmonieren. Ich selbst kenne viele Autoren, die mittlerweile zu wirklich guten Freunden von mir geworden sind und mit denen ich auch eng zusammenarbeite. Sicherlich, gerade, wenn es um persönliche Texte geht, reagiert man manchmal allergisch, immerhin ist es das eigene Kind, das man da ins Feuer wirft. Aber letztlich umarmt man sich am Ende doch noch.
Es gibt aber auch Autoren, bei denen ist eine Feindlichkeit angeboren. Sie gönnen anderen Autoren ihren Erfolg nicht, scharen andere Leser um sich, um ganze Autorengruppen auszulöschen. Das kann ganz unterschiedlicher Art sein, Nacht- und Nebelaktionen gehören dabei genauso dazu wie Terrorisierung und Unehrlichkeit. Und was soll man davon halten? Ich persönlich integriere mich erst langsam in der Blogger- und Autorengemeinschaft, die sich im Internet so tummelt. Was ich aber höre (interessant: von vielen Seiten) sind Storys, die echt unglaublich sind und über die man an sich einen Roman schreiben sollte. Und meine Gedanken dazu: Leute, sind wir hier im Kindergarten? Bücher sind absolut unterschiedlich. Natürlich sind wir auf eine gewisse Weise Konkurrenten, doch sollten wir zusammenarbeiten, denn nur so können wir mehr erreichen. Das Internet lebt von Gemeinsamkeit, von einem Prinzip des Sharings und nicht von einem Kampf, der letztlich nur zwecklos ist und ein schlechtes Licht wirft. Auf eure Bücher und auf euch selbst!
Sei fair – schreib fair!
Ich habe keine Lust, die Autorencommunity weiterhin zu beobachten, wie sie sich selbst zerreißt und damit nur in Unprofessionalität verfällt. Deswegen rufe ich, alle meine Autorenkollegen auf, Attacken gegen andere Autoren zu unterlassen und sich quasi mal selbst an die Nase zu fassen. Die Einschätzung eines Buches ist zum größten Teil Geschmack und jedes Buch hat sein Urteil mit Sicherheit in der Situation verdient. Wenn jemand allerdings veröffentlicht, sollte er sich bewusst sein, dass auch negative Kritiken kommen können. Autoren sollten sich allerdings bewusst machen, dass es absolut unfair ist, beispielsweise Leser/Fans/Verbündete, darauf anzusetzen, andere Autoren zu verschlechtern, ihnen negative Kritiken anzuhängen oder irgendwie sonst zu schädigen. Das ist einfach unfair, unschön und solches Verhalten wird mit Sicherheit reflektiert.
Schreibfaire Grüße aus Frankfurt, Hilke-Gesa Bußmann
1 Kommentar
Ein schöner Beitrag und ehrenwerter Appell, doch ich fürchte er wird ungehört verhallen, weil viele Autoren lieber verbissen ihre Verkaufszahlen studieren oder auch Facebook den 100sten Werbelink raushauen, als sich hier mal in einem so schönen Blog zu entspannen.
LG Michael