Titel: Ludus Danielis – The Play of Daniel
Darsteller: Andy Kuntz, Astrid Vosberg, Randy Diamond, Ines Agnes Krautwurst, Günther Fingerle, Peter Floch, Arlette Meißner, Bernhard Schreurs, Elena Laborenz, Galina Putintseva, Miroslaw Maj, Hubertus Bohrer, Shin Nishino, Alexandra Popescu
Musikalische Umsetzung: Günter Werno, Stephan Lill, Johannes Reitmeier
Aufführung und Umsetzung: Pfalztheater Kaiserslautern
Sprache: deutsch
Erscheinungsdatum: 2008
FSK: ab 6 Jahren
Produktionsjahr: 2008
Spieldauer: 150 Minuten
Inhalt:
Im 13. Jahrhunderten verfassten die Studenten aus dem Kloster Beauvais zu Ehren Christi dieses Danielspiel. Es erzählt die Geschichte eines glaubensstarken Mannes, der als einziger die mysteriöse Schrift zu entziffern vermag, welche den Untergang des Königs verkündet.
Belsazar, Herrscher über Babylon, ist ein Mann, der sein Leben in Saus und Braus auslebt und sich stets an das Vorbild seines machthungrigen Vaters hält. Einst hatte sein Vater die Gefäße aus den Tempeln der Juden gestohlen, als dieser Jerusalem besiegte. Sein Volk verehrt den König, obwohl er dieses für seine Schandtaten und ausgefallenen Partys regelrecht missbraucht. Die von Belsazar in Purpur gekleideten Menschen erfreuen sich stets des Sieges über Jerusalem und sehen in Belsazar einen mächtigen, starken, ruhmreichen, ehrenhaften, würdevollen, großzügigen und gewinnenden Herrscher, den es anzubeten wert ist. Doch eines Tages taucht eine mysteriöse Schrift auf, das Menetekel „Mane Thechel Phares“, das keiner zu lesen vermag. Wem dies gelingt, dem soll die Macht über Babylon gegeben und vom König in Purpurgekleidet werden. Belsazar ruft nach all seinen Gelehrten, doch keiner kann die Schrift entziffern.
Die weise und schöne königliche Gemahlin von Belsazar hingegen erinnert sich an einen Mann, der zusammen mit den jüdischen Gefangenen einst aus seinem Heimatland nach Babylon kam und sich seitdem in babylonischer Gefangenschaft befindet. Daniel, ein Gelehrter in Prophezeiungen und Orakeln, der wohlmöglich die Schrift zu lesen vermag. Seinen Fürsten trägt er daraufhin auf, den Propheten Daniel zu suchen und zu ihm zu bringen. Und obwohl er sich selbst nicht für würdig hält, zum König zu gehen, vertraut Daniel doch auf Gott, auf dass dieser ihm beim bewältigen jeder Aufgabe behilflich sein wird und folgt den Abgesandten des Königs als armer und verbannter Mann. Daniel wird nachgesagt, den Geist Gottes in sich zu tragen und Verborgenes zu enthüllen, woraufhin Belsazar ihn anfleht, die Schrift zu lesen. Wie durch ein Wunder gelingt Daniel dies, und prophezeit dem König seinen Untergang. Nachdem bereits Belsazars Vater auf Grund seines unendlichen Stolzes vom Thron gestoßen wurde, ist nun auch sein Sohn an der Reihe, da beide niemals mit Gott gingen, sondern sich stets an dessen Stelle setzten. Weil Gott dies nicht gefällt, ist nun seine Rache gekommen und die Schrift kündigt somit seine Bestrafung an. Belsazar will Daniel für seine Hilfe königlich belohnen, doch dieser lehnt die Gaben ab. Während alle Daniel lobpreisen, scheint der König den Verstand zu verlieren und überschüttet Daniel mit Häme und Spott, was mit dem baldigen Tod seiner Gattin und ihm selbst durch die Klinge eines Unbekannten endet.
Mit dem Tod Belsazars wird eine neue Ära eingeleitet – die von König Darius, der von allen bewundert, geachtet und vor allem angebetet wird. Ehrenhaftigkeit und Edelmut sind seine Attribute, während er mit seinem Heer alle Feinde zu Staub und Asche zerschlägt. Darius‘ Adlige berichten ihm von Daniel, dem Weisen, der die Geheimnisse enthüllen kann und dass dieser zum königlichen Ratgeber und somit zum Dritten im Reich gemacht werden soll. Die intrigante Gemahlin von Darius wird daraufhin losgeschickt, um Daniel zum Hofe des Königs zu bringen. Daniel ist es eine Ehre, Darius dienen zu dürfen. Die Königin jedoch versucht, Daniels Tugend ins Wanken zu bringen, doch er verschmäht sie. Daraufhin startet sie ihren persönlichen Rachefeldzug und nutzt die Prophezeiung, an der Daniel bei ihrem Eintreffen gearbeitet hat. Diese sagt die Ankunft des Sohnes Gottes voraus, der aus Fleisch und Blut geboren werden wird. Indem sie selbst so tut, als würde sie alles an Daniel maßlos schätzen, erhält sie immer mehr Macht über Darius, der Daniel bisher nur aus den Erzählungen kannte. Dieser vermacht ihm die höchste Position des Reiches und entlässt so seine Satrapen [altpersisch: Schützer des Königs] aus deren Posten.
Diese haben sich jedoch mit der Königin zusammengeschlossen und ein Gesetz entworfen, welches keinen anderen Gott außer König Darius erlaubt. Wer sich dem wiedersetzt, wird den Löwen zum Fraß vorgeworfen. Vertrauensselig, wie Darius ist, unterschreibt er dieses Gesetz mit Freuden. Jedoch hat er dabei nicht bedacht, dass Daniel sich diesem Gesetz nicht beugen und stattdessen weiterhin seinem wahren Gott die Treue halten wird. Darius gerät unter Druck, da er einerseits nicht seinen besten Mann verlieren kann, andererseits aber auch nicht seine eigene Autorität dem Volk gegenüber untergraben will, da er selbst dieses Gesetz verabschiedet hat. Für Daniel ist dies ein schwerer Schicksalsschlag, da er seiner Meinung nach nichts Unrechtes Getan hat, außer dem Willen Gottes zu folgen. Darius hingegen vertraut fest darauf, dass der Gott, an den Daniel glaubt, ihn auf wundersame Weise erretten wird. Doch erneut beschleichen Darius Zweifel, aber vor der wütenden Menge retten kann er Daniel nicht, weswegen dieser letztendlich im Löwenkäfig landet. Und als hätte Gott Daniels Rufe um Gnade erhört, überlebt der Prophet die Löwengrube und wird von einem von Gott und seinem Engel gesandten Propheten namens Habakkuk mit Nahrung versorgt.
Als Darius nach Daniel sieht, ist er sehr bestürzt über den Verlust. Er zweifelt an Daniels Glauben, da er der Meinung ist, dass Gott Daniel nicht vor dem Tod schützen kann. Doch Daniel ist noch immer am Leben, wodurch Darius erkennt, dass er von seiner Frau und deren Schergen missbraucht und hinters Licht geführt wurde. Nun ist es an ihnen, in die Löwengrube geworfen zu werden und ihre gerechte Strafe zu erhalten.
Darius befiehlt daraufhin, dass sein Volk nicht mehr ihn, sondern Daniels Gott anbeten muss. Eine Entscheidung, die Daniel nur gutheißen kann. Eine Welt, die nicht mehr von der Herrschaft über das jüdische Gesetz und dessen Unterdrückung leidet, da vor Gottes Augen alle Menschen gleich sind. Auf diese Erkenntnis folgt letztendlich das Erscheinen eines Engels, der die Nachricht überbringt, dass schon bald in Bethlehem der Sohn Gottes zur Welt kommen wird – genau so, wie es Daniel prophezeit hat.
Fazit:
„Ludus Danielis – The Play of Daniel“ basiert auf einer Originalhandschrift des 13. Jahrhunderts aus dem Kloster Beauvais, welche von den dortigen Studenten verfasst wurde. Am 12. Januar 2008 wurde dies in Form eines Rock-Oratoriums, geschrieben von Günter Werno, Stephan Lill und Johannes Reitmeier, im Pfalztheater Kaiserslautern Uraufgeführt. Dafür wurden die alten Texte und Noten zu einem modernen Mix aus saftigen Rocknummern, herzzerreißenden Balladen und mehrstimmigen Chorgesängen ausgearbeitet, welche immer wieder für Gänsehaut sorgen. In minimalen Teilen weicht die Geschichte von Originaltext ab. So sind es nicht nur die drei persischen Satrapen, die Daniels Schicksal besiegeln wollen, sondern auch Darius‘ intrigante Frau steckt hinter deren düsteren Machenschaften.
Die Hauptrollen des Stückes sind durch Randy Diamond, Astrid Vosberg und Andy Kuntz besetzt. Während Randy Diamond sowohl König Belsazar, als auch den Perserkönig Darius und Astrid Vosberg die weiße und die schwarze Königin spielen, deren Wesenszüge sich grundlegend unterscheiden, bleibt Andy Kuntz als Prophet Daniel durchgehend der Gute.
Allein schon die Kleidung ist in diesem Stück ein sehr aussagekräftiges Merkmal. Unter König Belsazars Herrschaft ist alles in Purpur gekleidet, nur seine schöne Königin und deren Gefolgsleute halten sich in sanften und hellen Farben. Als die Herrschaft von Darius beginnt, tragen seine Leute zum Großteil schwarz und dunkelgrün. Daniel hingegen bleibt stets bei seinem klaren Weiß, was wohl auch ein Zeichen für seine reine Seele sein soll. Mit seinen langen, zu Dreadlocks verarbeiteten Haaren und dem stets vor sich hin leidenden und doch sehr intelligenten Blick könnte die Umsetzung des Propheten durch Andy Kuntz nicht perfekter sein.
Mit „Ad Honorem Tui“ beginnt dieses Rock-Oratorium mit einem stimmgewaltigen Chor – vorne dran von einem Umhang verhüllt sitzend Andy Kuntz als Daniel, was zusammen ein sehr imposantes Gesamtbild liefert. In „Astra Tenenti“ wird die Gesamtgeschichte in einer groben Zusammenfassung vorgestellt. Für die gesamte DVD empfiehlt es sich, die Untertitelfunktion zu benutzen, wenn man der Geschichte vollständig folgen möchte.
In „Afferte Vasa“ beginnt die Geschichte um den machthungrigen Herrscher Belsazar. Randy Diamond verkörpert ihn als einen recht gruseligen Menschen, der sich all seinen Gelüsten hingibt und für den die Macht und das Vergnügen an höchster Stelle stehen. Für viel Verstand bleibt da allerdings wenig Platz. Stimmlich gesehen ist dieses Stück einfach gigantisch, da Randy Diamond dermaßen facettenreich ist und seine Stimme dementsprechend auch einsetzen kann. Als Belsazar klingt er sehr rau, beinahe bizarr. Die Stimme eines wahnsinnigen Herrschers könnte nicht besser sein. Sein arrogantes Auftreten, als würde ihm die Welt gehören, vervollständigt dieses Bildnis.
Mit „Mane Thechel“ zerbricht jedoch seine heile Welt und lässt von dem habgierigen Lebemann ein verzweifeltes Häufchen Elend zurück, dessen Gelehrte und Sternendeuter die mysteriöse Schrift des Menetekels nicht deuten können. An dieser Stelle kommen Astrid Vosberg als Belsazars schöne Gemahlin und Andy Kuntz als Prophet Daniel ins Spiel. In „Prudens Cum Potentia“ stellt auch Astrid Vosberg ihr stimmliches Talent unter Beweis. Nachdem sie in „Abydos“ eher die zarte junge Frau gespielt hat, die stimmlich zwar richtig gut, aber manchmal ein wenig unbeholfen rüberkam, liegen qualitativ eindeutig Welten zwischen diesem Stück und „Ludus Danielis“. Als weiße Königin ist sie nicht nur wunderschön, sondern auch stimmlich sehr selbstsicher und kann auch in den höheren Tönen problemlos mithalten. Dass ihr Fachgebiet der Sopran ist, lässt sich dabei in keinster Weise anzweifeln. Als Königin ist es ihr weiser Rat, der den Propheten Daniel auf Befehl des Königs hin an den Hof kommen lässt. Auf die Suche nach ihm schickt Belsazar seine drei Fürsten, die von Ines Agnes Krautwurst (ebenfalls bekannt als Green/Grenoses aus „Abydos“), Günther Fingerle und Peter Floch. Diese drei sind nicht nur stimmlich, sondern auch optisch irgendwie lustig anzusehen. Stimmlich gesehen sind sie alle drei großartig und unheimlich talentiert, aber vor allem in dem Stück „Hic Verus Dei Famulus“ kann man sie schon auf Grund ihrer Gesten und Bewegungen nicht so wirklich ernst nehmen. Von der Ohrwurm-mäßigen Melodie mal ganz zu schweigen. In „Multum Miror“ taucht das erste Mal Andy Kuntz als Daniel auf und fragt sich verwundert, was der König denn von ihm möchte. Es gibt wohl kaum einen Darsteller in „Ludus Danielis“, der mehr Power in der Stimme besitzt als Andy Kuntz, weswegen man ihn auch bei jedem Chor-Part immer wieder raushören wird. In „Hic Verus Dei Famulus“ hat auch er seine Gastauftritte, die genau zeigen, was für einen gutherzigen Charakter er spielt. Während er davon singt, dass er als armer und verbannter Mann zum königlichen Hofe gehen wird, hält er beschützend die Hände der bedürftigen Menschen. Damit ist sein Leben in Gefangenschaft zwar vorerst vorüber, doch das, was ihm nun auferlegt wird, wird seine gesamte Glaubenskraft und seinen Lebenswillen in Anspruch nehmen.
Mit einem beinahe schon herzzerreißenden „Tu Ne Daniel“ fleht Belsazar den Propheten an, das Menetekel zu entziffern. Darauf folgt „Solutio Latentium“, eines der eindrucksvollsten Lieder des gesamten Stückes. Daniel offenbart Belsazar, was in dem Menetekel geschrieben steht und dass sein Untergang nicht mehr fern ist. Dabei vermischen sich Emotionen wie Verzweiflung, Wut und Trauer in einem Song, bei dem Gänsehaut garantiert ist. Während Andy Kuntz sonst eher die ruhigeren Stücke in „Ludus Danielis“ zu singen hat, kann er in „Solutio Latentium“ wieder einmal zeigen, dass er nicht der softe Kerl ist, den er als Daniel verkörpert, sondern dass in ihm auch der Sänger der Progressive-Metal-Band Vanden Plas steckt, der weiß, wie man seine Texte niveauvoll und unglaublich gut heraus schreit.
Es folgt „Tolle Vasa“, in dem Daniel für seine Taten reichlich belohnt wird. Eine jede Frau wird Randy Diamond darum beneiden, wie er es schafft, mit solch hochhackigen Schuhen in diesem Tempo über die Bühne zu rennen. In „Solvitur“ kann Astrid Vosberg erneut durch ihr tolles Auftreten und ihre stimmliche Glanzleistung überzeugen.
„Regis Vasa“ läutet das Ende der Belsazar-Ära ein und beginnt mit dem unglaublich kranken Lachen seines Volkes. Daniel und die Königin werden über die Bühne gezerrt und geschubst, während Belsazar vom Wahnsinn vollkommen übermannt wird, bis ein dunkel gekleideter Krieger auftaucht und ihn und seine Gattin vollends niederstreckt. So endet der erste Akt.
Der zweite Akt ist meiner Meinung nach der spannendere und ich habe ewig gebraucht, um zu begreifen, dass der persische König Darius ebenfalls von Randy Diamond gespielt wird. Was eine gute Maske eben alles ausmachen kann, ist schon erstaunlich.
„Ecce Rex Darius“ leitet die Herrschaft des neuen König ein und ist eine unglaublich rockige Nummer. Fast schon militärisch schreitet Darius zusammen mit seiner Frau, der schwarzen Königin, und seinen Fürsten und Adligen im Gleichschritt auf die Bühne und gibt dabei ein beeindruckendes Bild ab.
„Ex Regali“ ist neben „Eleyson“ mein persönlicher Favorit in „Ludus Danielis“. Ganz brav sitzt Daniel an seinem Tisch und schreibt die nächste Prophezeiung auf, als er von einer raubtierhaften Schönheit bei der Arbeit unterbrochen wird. Die schwarze Königin kommt vorbei, um ihn auf Geheiß des Königs an den Hof zu holen. Im Schlepptau hat sie die drei Satrapen, die vorher die Rollen der drei Fürsten unter Belsazars Herrschaft gespielt haben. Während sie vorher ein wenig dümmlich rüberkamen, sind sie nun genauso intrigant wie die schwarze Königin selbst. Diese versucht, den tugendhaften Daniel zu verführen, doch dieser verschmäht sie. Dieser Song birgt nicht nur ein teilweise ein wenig verwirrendes Gewusel auf der Bühne, sondern auch einen Andy Kuntz und eine Astrid Vosberg, die alles aus ihrer Stimme holen, was zu holen geht. Astrid scheint es in verschiedenen Varianten zu geben. Bei ihren „netten“ Rollen könnte man denken, dass sie kaum einen dunklen Ton hervorbringen könnte. Als „böse“ Königin merkt man ihr schon anhand ihrer Stimme ihre Bösartigkeit an – genau wie es auch in ihrer Rolle als Meruhe in „Die Chronik der Unsterblichen – Blutnacht“ der Fall war. Diese Frau ist einfach großartig!
Durch Daniels Abweisung wird der Zorn der Königin geweckt. Als dann auch noch die Satrapen in „Celebremus“ ihre Stellungen verlieren und Daniel zum wichtigsten Mann des Reiches gekürt wird, nimmt die Intrige durch den Neid ihren Lauf und Daniels Schicksal scheint somit besiegelt zu sein. „Quia Novi“ ist ein Duett von Randy Diamond und Andy Kuntz und ebenfalls sehr schön anzuhören. Im Hintergrund sieht man bereits die Königin und die Satrapen gemeinsam rumstehen und Pläne schmieden, während Darius und Daniel nicht ahnen, welches Übel sie bald ereilen wird.
In „Decreverunt In Tua Curia“ beweist Ines Agnes Krautwurst auch endlich, dass sie nicht nur lustig rumhampeln kann, sondern auch eine richtig tolle Sängerin ist. Doch Darius lässt sich von den zwei hübschen Frauen wohl ein wenig zu sehr einlullen, da er ohne groß darüber nachzudenken einen Gesetzesentwurf unterschreibt, laut dem jeder nur noch ihn als Gott ansehen darf und alle, die dieses missachten, in der Löwengrube landen. Der Gedanke, dass der sehr gläubige Daniel davon betroffen sein könnte, scheint vor lauter weiblichem Charme wohl keinen Platz mehr in Darius‘ Kopf zu finden.
„Numquid, Dari“ ist ebenfalls eine großartige Aneinanderreihung von drei zusammen gehörenden Liedern. Den Anfang machen in „Pars I“ die schwarze Königin und ihre drei Anhänger, die Darius daran erinnern, wie sein Gesetz lautet und dass Daniel dagegen verstoßen habe. Darius, der davon nichts hören möchte, wird schmerzlich bewusst, dass er dadurch seine eigene Glaubwürdigkeit und Autorität untergraben würde, wenn er Daniel vor seinem selbst verabschiedeten Gesetz beschützen und ausschließen würde. Daniels Gegner setzen den König dermaßen unter Druck, sodass ihm keine Wahl bleibt, als Daniel zum Tode zu verurteilen.
„Pars II“ tut einem beinahe in der Seele weh, wie Daniel auf dem Boden kauert und sich fragt, was er bloß schlimmes verbrochen haben könnte, dass ihn nun dieses Schicksal erwartet.
„Pars III“ zeigt nur umso deutlicher, wie schwierig es für Darius ist, an seinem Entschluss festzuhalten. Er kann und will Daniel nicht verlieren, doch nun setzt ihn auch seine Bevölkerung unter Druck, dass es doch schließlich seine Entscheidung war, dieses Gesetz zu verabschieden. Richtig dramatisch wird es, als Darius Daniels Gefangennahme nicht mehr erträgt und sich schützend vor den Mann stellt, dem nachgesagt wird, den Geist Gottes in sich zu tragen. Doch dies alles hilft nichts. Mit den Fingern auf Daniel gerichtet und Darius immer weiter unter Druck setzend, kann dieser ihm nicht mehr Stand halten und muss zusehen, wie Daniel in der Löwengrube landet.
Und schon folgt „Eleyson“, der ergreifendste Song des ganzen Stückes, bei dem Andy Kuntz sich als Daniel in Anbetracht des nahenden Todes schmerzerfüllt die Seele aus dem Leib schreit, während er Gott um Gnade anfleht und unter ihm bereits die Löwen lauern. Dieses Lied geht direkt ins Herz und lässt einen so schnell nicht mehr los. Hierbei beweist auch Andy Kuntz, was für ein facettenreiches Stimmtalent er doch ist.
In „Mandat Rex Omnium“ tritt Arlette Meißner als Engel in Erscheinung und bittet in Gottes Auftrag den Propheten Habakkuk, zu Daniel in die Löwengrube zu gehen und ihm Verpflegung zu bringen. Diese Frau trifft mit ihrer unglaublichen Sopran-Stimme die höchsten Töne und beeindruckt dadurch in vollem Maße.
„Inquitatem Fecimus“ ist ein tragischer, aber zugleich auch unheimlich schöner Song. König Darius trauert um seinen Propheten und ist enttäuscht, da er auf die Unterstützung Gottes gehofft hat. Doch Daniel könnte gar nicht lebendiger sein, was Darius erleichtert zurück lässt. Doch erkennt er den Fehler, den er begangen hat, indem er seiner Frau und den Satrapen getraut hat. Diese lässt er daraufhin ebenfalls in die Löwengrube werfen, doch für sie ist kein Gott da, der ihnen hilft. Und somit haben eine grandiose Astrid Vosberg und ihre drei Begleiter ein dramatisches Ende, in dem sie sich noch einmal all den Frust von der Seele schreien können.
Den Abschluss bilden „Finis Pars I-III“, welches in „Decretum Regis“, „Praedictio“ und „Nuntium De Supernis“ aufgeteilt ist. Im ersteren fällt Darius endlich die weiseste Entscheidung von allen, indem er beschließt, dass ab sofort nur noch der wahre Gott angebetet werden darf. Und somit endet eine Schreckensherrschaft voller Unterdrückung und Einschränkungen der Juden. Das gesamte Stück endet noch einmal durch die wunderbare Arlette Meißner und einem grandiosen Chorabschluss.
„Ludus Danielis – The Play of Daniel“ ist eine Theaterproduktion, bei der ich sehr froh bin, dass diese auf DVD festgehalten wurde. Dabei handelt es sich um ein sowohl stimm- als auch bildgewaltiges Meisterwerk, das man nicht besser hätte auf die Bühne bringen können. Man kann stundenlang darüber nachdenken (vor allem wenn man vorher noch nichts von der Untertitel-Funktion wusste) und darüber philosophieren, warum was wie geschieht. Immer wieder tun sich neue Fragen auf und bei jedem Mal, wenn man sich das Stück ansieht, findet man neue Erkenntnisse. Auch wenn man (so wie ich) überhaupt nichts mit der Bibel am Hut hat, ist „Ludus Danielis“ trotzdem ein recht spannendes Stück, auch wenn es ein wenig dauert, bis man mal alles verstanden hat. Die Leistung der Darsteller – allen voran Andy Kuntz, Randy Diamond und die zauberhafte Astrid Vosberg – ist schlichtweg atemberaubend. Wer schlichte Kirchenmusik erwartet, liegt weit daneben. Durchgehend rockiger Sound, wunderschöne Balladen, dramatische Szenen und ein unglaubliches Gesamtbild machen dieses Stück zu etwas ganz besonderen. Ich würde mir ein Bein ausreißen, um dieses einmal live auf der Bühne erleben zu dürfen und beneide alle, die damals diese Möglichkeit gehabt haben.
Musikalisch unterstützt wurde „Ludus Danielis“ von der Progressive-Metal-Band Vanden Plas, sowie Burdette L. Becks II an der Flöte und Eva Alexandrian an der Violine.
Empfehlenswert ist auch das kleine Making of, das sich ebenfalls auf der DVD befindet und einen interessanten und teilweise auch sehr lustigen Einblick hinter die Kulissen gibt.
Insgesamt kann man also sagen, dass „Ludus Danielis“ mit seinen großartigen Darstellern und ihren perfekten Mimiken und Gestiken, sowie bombastischen Gesängen, wunderbaren Kostümen und tollen Bühnengestaltungen absolut überzeugen konnte.
Ich kann diese Rockoper nur jedem ans Herz legen, denn sie ist einfach unglaublich gut und beeindruckend und ich kann gar nicht die richtigen Worte finden, um meiner Begeisterung dafür Ausdruck zu verleihen.
Der SWR hat vor einigen Jahren über „Ludus Danielis“ berichtet – hier findet ihr die Videos dazu. Teil 1 & Teil 2.
Und hier noch eine Kostprobe – viel Spaß mit „Ex Regali“