Die besten Momente im Leben sind doch die, wenn man sich seine Träume erfüllt. Letztes Jahr war ich auf dem Konzert der Band, mit der ich quasi aufgewachsen bin. Schon seit meinem elften Lebensjahr wollte ich unbedingt mal Nickelback live sehen. Im September habe ich mir diesen Wunsch erfüllt. Während mir Chaddie und Co. allerdings mit manchen Liedern bereits auf den Senkel gehen, habe ich mit 17 angefangen, eine Band zu hören, die ich mir noch heute stundenlang auf voller Dröhnung geben kann. System of a Down bringen alles zusammen, was richtig gute Musik ausmacht. Ein teuflisch gutaussehender Sänger, geniale Lyrics und Sounds, sowie Ohrwürmer bis zum Abwinken. Nachdem es im Sommer 2011 mit dem Konzert in Berlin bei mir leider nicht geklappt hat, konnte ich mein Krümelmonster doch tatsächlich nach monatelanger Überzeugungsarbeit überreden, dieses Jahr mit mir nach Berlin zu fahren und dies gleich noch mit unserem Sommerurlaub zu verbinden. Dass ich ab und an mal ein paar Kilometerchen mehr für ein Konzert oder Musical zu fahren bereit bin, ist ja nichts neues mehr, aber die Strecke Frankfurt-Berlin ist inzwischen unser kleiner Rekord (wo ich doch früher die Leute noch ausgelacht habe, die hunderte von Kilometer für eine Band gefahren sind…).
Am 19.08. kehrten wir also bereits bei Krümelmonsters Familie ein und verbrachten einen eher ruhigen Abend. Am Tag des Konzertes, dem 20.08.2013 machten wir vormittags noch ein wenig die Arkaden in Berlin-Spandau unsicher (O-Ton: „Ich war mal in Berlin und habe Balkonkästen gekauft“ – seufz!) und begaben uns nach einer kleinen, ausgiebigen Shoppingtour wieder in unser Quartier, um uns fertig zu machen. 15:40 Uhr trafen wir uns bereits mit dem ersten Teil unserer Truppe und gemeinsam ging es zum McDoof am Berliner Ostbahnhof, wo wir auf den Rest trafen. Dann gings endlich in die überfüllte Bahn, die zur Wuhlheide führte. Uns stand ein langer, aber amüsanter Marsch zur Kindl-Bühne bevor und es war wieder einmal ein Vergnügen, die Leute zu beobachten. Es erinnerte ein wenig an einen Marsch ins Metal-Mekka, da so viele schwarz gekleidete Menschen durch den Wald marschierten. Bei manchen fragt man sich ja wirklich, was die wohl beruflich machen und ob die da alle
auch so verrückt rumlaufen. Um 17 Uhr war bereits Einlass, wir kamen allerdings erst um 18:45 Uhr dort an, was aber vollkommen ausreichte, wie wir schnell feststellen mussten. Der nette Herr am Eingang der Kindl-Bühne brachte mich noch einmal richtig zum Lachen. Man durfte pro Person einenhalben Liter Wasser mitnehmen und ich hatte sowohl für das Krümelmonster, als auch für mich eine Flasche in der Tasche. Der nette Herr machte bereits den Mund auf, weswegen ich sofort begann, los zu stottern: „Ich- äh, die zweite Flasche ist für meinen Freund da vorne!“
Daraufhin begann der Mann freundlich zu lächeln und schüttelte nur den Kopf.
„Das ist alles vollkommen in Ordnung, keine Panik. Aber die Deckel müssen draußen bleiben.“
„Die Deckel? o_O“
„Ja, die Deckel.“ „Okaaaay?“, daraufhin fing ich an zu kichern. Was für ein Schwachsinn! Aber der nette Herr half mir sogar noch, die Deckel zu entfernen, da ich mit zwei Flaschen, einem Briefumschlag und meiner Eintrittskarte vollkommen überfordert war. Nachdem der Einlass also hinter uns lag, ging es erstmal zum Merch. Ich. Liebe. Tour-Tshirts! Es gibt doch wirklich keine schönere Erinnerung als ein Tour-Tshirt! Meine Schmerzgrenze lag allerdings bei 30€ – ratet mal, wo der Tshirt-Preis lag? Vielleicht hätte ich die Grenze auf 25€ setzen sollen, dann wäre es vielleicht auch günstiger gewesen. Naja, was tut man nicht alles, wa?
Als nächstes stellte sich uns die Frage – wo wollen wir uns denn hinstellen? Oder doch hinsetzen? Der eine Teil verabschiedete sich auf die Sitzbank an der Seite, der nächste hinter die zweite Absperrung und drei weitere verloren wir direkt an die Mitte vor der Bühne. Da noch nicht allzu viel los war, entschieden wir (=ich) uns für die zweite Reihe direkt links von der Bühne. Von weiter hinten hätte ich Blindfisch wahrscheinlich eh wieder nichts gesehen. Um 19 Uhr sollte laut Eintrittskarte eigentlich die Vorband beginnen, aber wir sind es ja gewohnt, auf Konzerten zu warten und uns die Beine in den Bauch zu stehen. Um 19:30 Uhr betraten schließlich Hawkes Eyes die Bühne und begannen, allen ihren Kummer ins Mikrofon zu schreien. Schnell wurde klar, dass dies der richtige Zeitpunkt war, vor dem Auftritt von System of a Down noch einmal die Toilette aufzusuchen – schließlich mussten wir unsere Wasserflaschen ja schon leeren, da wir sie ja schlecht ohne Deckel in der Handtasche verschwinden lassen konnten. Zurück an unserem Platz mussten wir das mittelmäßige Gejaule noch bis 20:15 Uhr ertragen, dann seufzten wir erleichtert aus, als die Bühne endlich für System of a Down startklar gemacht wurde. Es vergingen 10 Minuten, eine viertel Stunde, 20 Minuten, gäääähn! Die Warterei wurde langsam frustrierend, da auf der Kindl-Bühne nur bis 22 Uhr gespielt werden darf. Die Vögelchen im Wald könnten sich ja durch den Lärm gestört fühlen. 20:45 Uhr (gefühlte drei Stunden später) betraten eeeeeeendlich System of a Down die Bühne und der Wahnsinn nahm seinen Lauf. Die ersten Töne von „Aerials“ begannen und schon rastete das
Publikum total aus. Schnell wurde klar – wir alle hatten richtig Bock! Das vorher eher ungeduldige Publikum verwandelte sich schlagartig in eine riesige pogende Menge und kaum einer konnte die Texte nicht mitsingen. Wir befanden uns direkt am Rand des pogenden Rudels und bekamen so einiges ab, aber das war uns ja bereits klar, als wir uns dort hingestellt haben. Obwohl ich in dieser Beziehung immer ziemlich ängstlich bin, war es mir an diesem Abend rotz-piep-egal, denn alles, was wir wollten, was mal wieder so richtig Spaß haben. Und das geht nun mal nur mit richtig geiler Musik, rumhüpfen, mitgröhlen und in ständiger Bewegung sein. Und genau dafür sind System of a Down so richtig gut geeignet, da man mit ihrer Musik mal so richtig abschalten und Party machen kann.
Die Band selbst ist offensichtlich kein Fan großer Worte. Während man bei 30 Seconds to Mars-Konzerten dauerhaft mit irgendwelchen Sprüchen beschallt wird, haben Serj Tankian und seine Jungs ihr Programm strikt durchgezogen. Ab und an mal ein nettes Wort, aber im Vordergrund stand immer nur die Musik. Direkt vor uns hüpfte Daron Malakian immer wieder herum. Ein sehr merkwürdiger Geselle, aber ein genialer Musiker, der weiß, was er tut. Leider hatten wir die Bühnenstange im Blickfeld, hinter der Serj Tankian die meiste Zeit verbrachte, sodass wir oft nicht allzu viel von ihm sahen. Die rechte Seite der Bühne schien ihm angenehmer zu sein, da er sich gar nicht zu uns verirrt hat. Aber was solls – trotzdem hat er eine unglaublich tolle Show abgezogen und bewiesen, dass er auch live seine Stimme voll im Griff hat. Im Nachhinein hatten wir ein wenig das Gefühl, dass sie die ganze Show als ein einziges, großes Medley durchgezogen haben, was vielleicht auch am straffen Zeitplan lag. Die Lieder gingen teilweise direkt ineinander über und waren auch ein wenig kürzer als sonst. Um 22:10 Uhr verließen die vier nach ihrer Performance von „Sugar“ die Bühne. Schlagzeuger John Dolmayan feuerte noch vier Drumsticks in die Menge, während hinter ihm bereits der Bühnenabbau begann. „Zugabe“-Rufe waren Zwecklos. Trotz der knappen Spielzeit von 1 Stunden und 25 Minuten haben System of a Down 21 Lieder gespielt, darunter auch Hits wie „Aerials“, „Prison“, „B.Y.O.B“, „Radio/Video“, „Psycho“, „Chop Suey!“, „Lonely Day“, „Toxicity“ und auch „Cigaro“. Einzig und allein „Jet Pilot“ hat mir persönlich gefehlt. Ansonsten waren alle meine
Lieblingslieder (und davon gibt es ja nicht gerade wenige) dabei. Die Band hat uns in dieser Zeit mächtig eingeheizt und die Stimmung in der ausverkauften Kindl-Bühne war einfach gigantisch! 15.000 Menschen passen dort rein und ich glaube, dass es absolut niemanden an diesem Abend still auf seinem Platz gehalten hat. Allerdings waren wir nicht so angetan von den Bengalos, die plötzlich mitten in der Menge aufflackerten und wir waren ziemlich froh, nicht in direkter Nähe zu stehen. Auch die fliegenden Becher – und Krümelmonster schwört drauf, ein fliegendes Messer gesehen zu haben – hätten sich die Leute sparen können. Auch wenn Hawkes Eyes nicht gerade der Knüller waren, verdient keine Band, mit irgendwelchen Sachen beworfen zu werden!
Zusammenfassend kann ich wirklich behaupten, dass dieses System of a Down-Konzert das absolut GEILSTE war, was ich je erlebt habe! Eine Bombenstimmung, eine gut gelaunte Band mit viel Power und eine unglaublich tolle Zeit haben diesen Abend zu einem ganz besonderen Erlebnis gemacht. Wenn wir wieder einmal die Chance bekommen, Serj Tankian und Co. (bzw. auch Serj Tankian solo) live zu sehen, werden wir uns das sicherlich nicht entgehen lassen.
Von einem kleinen sehr merkwürdigen Erlebnis am nächsten Tag muss ich euch auf jeden Fall auch noch berichten. Die Nacht war kurz gewesen, der Abend trotz seiner epischen Ausmaße auch sehr anstrengend und wir mussten wieder früh raus, da wir uns in Berlin noch mit einer Bekannten zum Mittagessen treffen wollten. Nach einem weiteren Shoppingtrip kamen wir gerade aus dem C&A am Alexanderplatz heraus, als plötzlich zwei Polizeiwagen mit rasender Geschwindigkeit und Blaulicht und Sirene auf den Alex fuhren. Das ist in dem Sinne ja nichts groß Spektakuläres – bis der ADAC-Hubschrauber über dem Alex auftauchte und dort landen wollte. So ziemlich jeder blickte vollkommen fasziniert nach oben, doch die Menschen, die in der Mitte des Platzes standen, mussten plötzlich feststellen, dass der Heli genau dort landen wollte, wo sie standen und es auf einmal ziemlich windig wurde. Also liefen sie alle völlig panisch los (es erinnerte sehr an die Massenpanik aus Prett Pütts World War Z, wo die Menschen vor der Zombieherde davon rennen) und plötzlich – UGATSCHAKKAAA!!! – tauchte mittendrin Captain America auf und… ja, er stand da plötzlich und tat nichts. Der Hubschrauber war sofort vergessen (die Passagiere rannten übrigens gemeinsam mit der Polizei hinunter zur UBahn-Station) und wir fragten uns nur vollkommen verstört: „Was zur Hölle macht Captain America hier?!“
Wir werden es wohl nie erfahren…
Nach diesem traumatischen Erlebnis habe ich übrigens noch eine neue Freundin im Nici-Shop gefunden – ich habe sie Hasi getauft ;P
3 Kommentare
Stress, Panik, lange Anfahrt und die ,,schwache Blase,, ist schnell vergessen, wenn der lang ersehnte Wunsch in Erfüllung geht. So war es sicherlich bei dir.
Berlin ist eine schöne Stadt und für Überraschungen bekannt. Das hast du ja selber erlebt.
Ein unvergesslicher Urlaub für dich und dein Krümelmonster, TOLL!
Berlin und System of a down…mehr kann man sich nicht wünschen!
Autor
Stimmt ♡